Sechs Jahre Immuntherapie bei Lungenkrebs im Asklepios Klinikum Harburg

­­ · Mit dem Nobelpreis 2018 ausgezeichneter Therapieansatz gibt Patienten mit Lungenkrebs Hoffnung
· 750 Immuntherapien haben die Ärzte der Lungenabteilung in Harburg im Jahr 2018 verabreicht

Immuntherapie bei Lungenkrebs

Wird der Nobelpreis für Medizin vergeben, dauert es in der Regel einige Jahre, bis der so geehrte Fortschritt auch beim Patienten ankommt. In diesem Jahr ist das anders: Die Wissenschaftler James Patrick Allison und Tasuku Honjo erhielten den wohl renommiertesten Preis für ihre Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Immuntherapie. Diese Behandlung wird im Asklepios Klinikum Harburg bei Patienten mit Lungenkrebs bereits seit Jahren mit positiven Erfahrungen angewandt. In der Erklärung des Nobel-Komitees werden die Erkenntnisse der beiden als Meilenstein im Kampf gegen Krebs bezeichnet. Allison und Honjo haben herausgefunden, wie das körpereigene Immunsystem Krebszellen angreifen kann: Diesen Ansatz macht sich die Immunonkologie zunutze und entwickelt Methoden, welche die Krebstherapie revolutionieren.


Die Lungenabteilung Harburg (Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Gunther Wiest) ist im Asklepios Tumorzentrum Hamburg federführend verantwortlich für die Behandlung von Lungenkrebs. In der thoraxonkologischen Tagesklinik wird die Immuntherapie bei nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen bereits seit 2012 zunächst in Studien, mittlerweile in der täglichen Routine eingesetzt.  Mit mehr als 1500 Lungenkrebspatienten ist Harburg eine der führenden Kliniken im norddeutschen Raum. Dr. Claas Wesseler ist als Oberarzt Leiter der thoraxonkologischen Tagesklinik und behandelt die ambulanten Krebspatienten der Abteilung. Parallel leitet der Mediziner seit mehreren Jahren die Studienabteilung. „Durch Einführung der Immuntherapie können heute auch viele metastasierte Lungenkrebspatienten länger als 5 Jahre bei guter Lebensqualität überleben. Insbesondere sind die Nebenwirkungen im Vergleich zur klassischen Chemotherapie selten und gering ausgeprägt“, erläutert der Experte. Anhand der erhobenen Daten der auch in Harburg durchgeführten Studien kann die Aussage getroffen werden, dass die Überlebensrate im Stadium IV einer Erkrankung mit Lungenkrebs heute deutlich verbessert ist. „In bestimmten Patientengruppen wird erwartet, dass jeder zweite Patient nach fünf Jahren noch am Leben ist. Sollte sich dies in der Realität bestätigen, wäre das ein Quantensprung in der Behandlung des Lungenkarzinoms“, so Dr. Wesseler.
 
Ein Medizin-Nobelpreis für Patienten wie Heidemarie Henningsen
 
„Als ich von der Preisverleihung gehört habe, fühlte ich mich, als hätten die Ärzte und ich den Preis selbst gewonnen“, berichtet Heidemarie Henningsen, die seit zweieinhalb Jahren Patientin im Thoraxzentrum ist. Die Harburgerin feiert im kommenden Jahr ihren 70. Geburtstag – und dass sie diesen noch feiern kann, verdankt sie dem erfolgreichen Einsatz der Immuntherapie. Ein chronischer Husten hat sie 2016 zum Hausarzt geführt, in der Röntgenuntersuchung zeigte sich dann der Tumor. Henningsen wurde mit einer sehr schlechten Prognose ins Harburger Klinikum eingewiesen. „Die Ärzte gingen von einem kurzen und tragischen Verlauf aus. Ich habe das zunächst gar nicht verstanden, da ich mich komplett normal gefühlt habe. Erst später habe ich festgestellt, welches Glück ich eigentlich hatte, dass ich mit dem neuen Verfahren behandelt wurde“, so die Rentnerin. Henningsen konnte in eine Studie mit Immuntherapie aufgenommen werden. In deren Verlauf der Tumor rasch kleiner wurde: Mittlerweile ist der Tumor und seine Metastasen nicht mehr nachweisbar. Die Therapie wurde mittlerweile beendet. „Frau Hennigsen ist eine Vorzeigepatientin: Dass die Therapie bislang so gut angeschlagen hat, ist für uns alle ein Erfolg. Aber natürlich werden wir den weiteren Verlauf sehr aufmerksam verfolgen. Es besteht die Möglichkeit, dass der Tumor ohne weitere Therapie auch auf Dauer fern bleibt, aber wir müssen wachsam bleiben“, bestätigt Dr. Wesseler.
 
Für welche Patienten kommt eine Immuntherapie in Frage?
 
Es gibt mittlerweile vier zugelassene Immuntherapien für Behandlung des Lungenkarzinoms.  Prinzipiell ist die Immuntherapie für fast jeden Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom geeignet, sofern keine Kontraindikation vorliegt. Besonderer Vorteil der Immuntherapie ist die Verträglichkeit: Nebenwirkungen können zwar durch Autoimmuneffekte auftreten, sind aber im Verhältnis zu Nebenwirkungen der bisherigen Chemotherapien selten und meisten auch gut behandelbar.
Wesentlich für den Einsatz der Immuntherapie ist, dass keine sogenannte Treibermutation im Tumor vorliegt. Die Immuntherapie kann gleich zu Therapiebeginn gegeben werden, oder im Verlauf aufgenommen werden – auch die Kombination mit einer Chemotherapie ist möglich. Patienten mit einer Treibermutation sollten vorerst mit einereiner entsprechend auf die Treibermutation gerichteten Therapie behandelt werden, die meistens eine Tabletteneinnahme beinhaltet. Biomarker können bis zu einem Grad die  Wahrscheinlichkeit der Wirksamkeit prognostizieren – die Forschung ist gerade in diesem Bereich besonders aktiv, um die Genauigkeit der Ergebnisse zu erhöhen.

Kontakt:
Asklepios Klinikum Harburg
Kommunikation & Marketing - Stefanie Pohl
Eißendorfer Pferdeweg 52
21075 Hamburg
Tel.: (0 40) 18 18-86 21 36

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