Zertifiziertes Beatmungszentrum Harburg: Zweite Chance für langzeitbeatmete Menschen

Qualitätsvertrag von Asklepios Klinikum Harburg und SBK schließt Lücke zwischen klinischer und häuslicher Versorgung

Beatmungszentrum_Bachmann
Im Weaning-Zentrum - Dr. Martin Bachmann, Chefarzt der Klinik für Beatmungsmedizin

Hamburg, 01. August 2019. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland in Kliniken oder zu Hause künstlich beatmet werden, steigt kontinuierlich um etwa zehn Prozent pro Jahr an. Aktuelle Hochrechnungen gehen bundesweit von bis zu 30.000 Beatmungspatienten aus, die daheim versorgt werden. Hinzu kommen mehrere Zehntausend stationäre Behandlungsfälle. Neueste Erhebungen zeigen, dass 60 bis 70 Prozent der Patienten, die auf Intensivstationen nicht von der Beatmung entwöhnt werden konnten, jedoch in einem spezialisierten „Weaning-Zentrum“ erfolgreich entwöhnt werden. Durch den Qualitätsvertrag mit der Siemens-Betriebskrankenkasse kann das Klinikum nun eine Versorgungslücke schließen.


„Die Erfahrung zeigt, dass der weitaus größte Teil der Patienten, die von chronischer respiratorischer Insuffizienz betroffen sind, von der Intensivstation nicht in einem Weaning-Zentrum vorgestellt oder angebunden werden, bevor sie direkt in die außerklinische Versorgung entlassen werden. Erst einmal in der ambulanten Intensivpflege angekommen, werden die Möglichkeiten einer Beatmungsentwöhnung häufig gar nicht oder zumindest nicht systematisch hinterfragt oder evaluiert. Wir wissen inzwischen, dass ein relevanter Teil der Patienten, die mit einem Weaningversagen in die häusliche Umgebung entlassen werden, nach einer gewissen Zeit der Stabilisierung und Regeneration doch noch entwöhnt werden können“, sagt Dr. Martin Bachmann, Chefarzt des Beatmungszentrums im Asklepios Klinikum Harburg.
Aus diesem Grund kooperiert seine Abteilung bereits seit mehr als 15 Jahren mit Einrichtungen, in denen mehr als 150 beatmete Patienten betreut werden. Allerdings werden dadurch noch lange nicht alle Patienten optimal erfasst: Genau hier setzt der Qualitätsvertrag an. Er ermöglicht im Interesse der Patienten eine zielgerichtete, unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten auf stationärer und ambulanter Ebene. „Wir arbeiten eng mit den betreuenden Haus- und Fachärzten zusammen und stellen gemeinsam im Rahmen regelmäßiger Voruntersuchungen und einer anschließenden Fallkonferenz fest, bei welchen Patienten ein Entwöhnungsversuch von der künstlichen Beatmung erfolgsversprechend sein kann“, erklärt Dr. Bachmann.


Spezialisten für mehr Lebensqualität


Im zertifizierten Weaning-Zentrum des Asklepios Klinikums Harburg arbeitet ein speziell ausgebildetes Team von Ärzten, Pflegekräften, Atmungs- und Physiotherapeuten mit einem strukturierten, individuellen Behandlungsplan auf eine Entwöhnung des beatmeten Patienten hin. Dafür stehen modernste Geräte für spezielle Beatmungsverfahren zur Verfügung. In 60 Prozent aller Fälle gelingt es Spezialisten wie Bachmann, zusammen mit seinem Behandlungsteam, den Patienten von seiner Beatmung zu entwöhnen. „Dies steigert vor allem die Lebensqualität der Betroffenen erheblich, führt aber natürlich auch zu spürbar weniger Kosten in der häuslichen Pflege“, so der Mediziner. Die Gesamtkosten für die Intensivpflege belaufen sich auf etwa 15.000 bis 20.000 Euro pro Versicherten und Monat. Hochgerechnet sind dies bundesweit 2 bis 4 Milliarden Euro pro Jahr.

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