Gesund durch den Urlaub: „Cook it, boil it, or leave it“

Warum der richtige Umgang mit Lebensmitteln vor Durchfall schützt: Tipps zur Prophylaxe und für die Reiseapotheke von Prof. Dr. Jürgen Pohl, Chefarzt der Gastroenterologie in der Asklepios Klinik Altona (Hamburg)

Prof. Dr. Jürgen Pohl

Sommer, Sonne und Wärme lieben nicht nur Urlauber, sondern auch Krankheitserreger. Sie können sich unter diesen Bedingungen wunderbar vermehren – ganz besonders gut in und auf Lebensmitteln. Reisende stellen das oft erst zu spät fest – wenn sie unter Durchfall leiden. Die häufigsten Erreger sind enterotoxische E.coli, Salmonellen und Camplobacter. Niemand muss auf landestypisch Spezialitäten und südliches Flair auf dem Teller verzichten, man sollte jedoch den alten Spruch der Engländer zum Umgang mit exotischen Nahrungsmitteln beherzigen: Cook it, boil it, peel it or leave it.

"Durchfallerkrankungen sind gerade in südlichen Ländern alles andere als eine Seltenheit“, sagt Prof. Dr. Jürgen Pohl, Chefarzt der Gastroenterologie der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. Die Gründe: „Niedrigere Hygienestandards. Die Wärme lässt Lebensmittel schneller verderben und Erreger sich vermehren.“

Einfache Regeln zur Prophylaxe

Schon mit wenig Aufwand kann man selbst Vorsorge leisten: „Waschen und desinfizieren Sie sich häufig die Hände“, rät der Gastroenterologe, der mit seinem Team Teil der GastroClinic ist, in der die Altonaer Gastroenterologie und Viszeralchirurgie stationär und ambulant eng verzahnt sind. „Essen Sie nur Lebensmittel, die gekocht sind oder geschält werden können. Sagen Sie sich vor dem Verzehr immer: „Cook it, boil it, peel it or leave it“. Also: Finger weg von allem, das nicht geschält oder gekocht werden kann. Trinken Sie im Ausland kein Leitungswasser – und putzen Sie sich die Zähne mit Wasser aus verschlossenen Flaschen. Verzichten Sie außerdem auf Eiswürfel in Getränken, denn die sind meist aus Leitungswasser.“

Was tun bei Auftreten von Reisedurchfall?

Wenn man weniger trinken kann, als man ausscheidet, wird ein Darminfekt gefährlich. Der Chefarzt rät: „Viel trinken, mindestens zwei Liter und im Idealfall mit Elektrolytpräparaten. Verzichten Sie auf Kaffee und Alkohol, halten Sie sich lieber an schwarzen Tee.“

Ein Hausmittel, das häufig schon erste Erleichterung verschaffe: Cola und Salzstangen. Der Grund: Durchfall führt zu massivem Flüssigkeits- und Salzverlust – und weil in dieser Phase auch keine Nährstoffe aufgenommen werden können, sinkt der Blutzuckerspiegel. Daher kann diese Kombination, so wenig sie auch ansonsten gesund ist, die Beschwerden überbrücken helfen.

Bei starken Durchfällen rät Pohl zu einem Mittel, das die Darmtätigkeit verlangsamt. „Und bei Fieber, Blut im Stuhl oder Diarrhoe, die länger als 48 Stunden andauert, gehen Sie zum Arzt – eventuell benötigen Sie ein Antibiotikum.“

Tipps für die Reiseapotheke

 „Schon vor der Abreise sollten Urlauber ihre Reiseapotheke überprüfen und die Vorräte auffüllen“, rät Pohl. „Je nach Urlaubsziel bieten Apotheken dafür individuelle Beratungen an.“

Was aus seiner Sicht im Gepäck nicht fehlen darf:

  • Antihistaminikum (gegen diverse allergische Reaktionen)
  • Schmerzmedikamente wie Aspirin oder Ibuprofen
  • Kortisonsalbe (gegen Insektenstiche)
  • Loperamid (zum Verlangsamen der Darmperistaltik)

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