Darmkrebs: Vorsorge ist lebenswichtig

Patientenportrait aus der Chirurgie

Kerzengerade steht Michaela Glüsing am Segeberger See. Im Kopfstand. Beim Yoga. Shirshasana heißt die Übung die für Gleichgewicht, geistige Stärke und innere Klarheit steht. Stärke brauchte Michaela Glüsing die vergangenen Monate viel. Denn die 50-jährige Flugbegleiterin war an einem seltenen Tumor erkrankt, der sich an ihrem Blinddarm ausgebreitet hatte. Schmerzen verspürte Michaela Glüsing nicht, aber da ihre Großmutter vor vierzehn Jahren an Darmkrebs gestorben und auch ihre Mutter erkrankt ist, geht Michaela Glüsing regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge.

„Aufgrund der familiären Häufung von Darmkrebs hat mich mein Hausarzt zur Vorsorgedarmspiegelung an den Magen-Darm-Spezialisten überwiesen.“ Ab dem Alter von 50 Jahren hat in Deutschland jeder Versicherte Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs. Gibt es in der Familie Hinweise auf eine familiäre Häufung von Darmkrebs, gilt, dass die erste Vorsorgedarmspiegelung bereits 10 Jahre vor dem Alter liegen soll, in dem beim Familienmitglied Darmkrebs oder Darmpolypen festgestellt wurde. Die Kosten für die Darmspiegelung übernehmen die Krankenkassen.

Als Michaela Glüsing das Ergebnis ihrer Darmspiegelung erfuhr, war schnell klar, dass sie um eine Operation nicht herumkommen würde. „Das Wort Krebs hat zunächst keiner in den Mund genommen“, sagt sie. Ihr sei bewußt gewesen, dass es sich bei ihr um eine ernsthafte Erkrankung handelt, aber sie sagt von sich selbst: „Ich bin ein positiv denkender Mensch und fackel nicht lange. Wenn etwas getan werden muss, dann tue ich es. Warten nützt ja nichts.“

Ihr Hausarzt hat sie in die Asklepios Klinik Bad Oldesloe überwiesen. „Bei meinem Hausarzt war ich immer gut beraten, daher habe ich den Rat angenommen. Außerdem habe ich sehr schnell einen OP-Termin im Bad Oldesloer Krankenhaus bekommen“, begründet Michaela Glüsing ihre Entscheidung, den Tumor in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe behandeln zu lassen. Die Aufklärungsgespräche zur Operation übernimmt Chirurgie-Chefarzt Dr. Georg Aschmotat. „Dr. Aschmotat hat mich detailliert über verschiedene Operationstechniken informiert und mir durch seine ruhige Art, die Sorgen genommen“, sagt Michaela Glüsing. Gemeinsam mit dem Chirurgen entscheidet sie sich für die konventionelle Operationstechnik mit einen Bauchschnitt. „Standardoperationen bei Dickdarm- und Enddarmtumoren können häufig minimal-invasiv in Schlüssellochtechnik vorgenommen werden“, erklärt Dr. Georg Aschmotat. „Bei Frau Glüsing mussten wir eine radikale Operation durchführen, dass heißt, wir haben nicht nur den Tumor selbst, sondern auch umliegendes, gesundes Gewebe aus dem Körper geschnitten“. Dabei sei es oft nicht leicht, vor der Operation exakt vorauszusagen, wie viel Darm tatsächlich wegoperiert werden müsse, denn nicht immer sei die Blutversorgung bei jedem Patienten gleich. Auch könne der Tumor gerade auf einer Grenzlinie zwischen zwei Darmabschnitten liegen, wobei der Chirurg die genaue Lage erst während der Operation übersehen können und dann entscheide, welche Art die Darmentfernung die beste Lösung und Sicherheit gewährleiste. „Die Frage „Ist da noch mehr? ist immer belastend für Patient und Arzt“, sagt Dr. Georg Achmotat, der seit Oktober vergangenen Jahres die Chirurgie in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe leitet. Es sei wichtig, das optimale Vorgehen inviduell für jeden Patienten festzulegen. Dafür werden in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe alle Patienten in der interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt und die Therapie durch Spezialisten aus der Chirurgie, Inneren Medizin, Radiologie und Onkologie in Absprache mit dem Patienten festgelegt. „Ich habe den Ärzten in der Klinik vertraut, da ich das Gefühl hatte, ernst genommen zu werden und gut informiert wurde“, sagt Michaela Glüsing. Die Information im Patientengespräch sei sehr wichtig, betont Dr. Aschmotat. Dafür nehme er sich viel Zeit. „Frauen treffen bei Erkrankungen häufig schneller Entscheidungen als Männer - auch wenn es mit Konsequenzen verbunden ist“, sagt Dr. Georg Aschmotat. Bei Michaela Glüsing musste der erfahrene Bauchchirurg keine große Überzeugungsarbeit leisten. „Als ich hörte, dass mir die Bauchdecke aufgeschnitten wird und ein Narbe nachbleiben kann, habe ich nicht lange überlegt. Was nützt mir eine kleine Narbe, wenn die Ursache nicht behoben ist.“ Das Vertrauen, dass ihm die Patienten entgegebenbringen, sei nicht nur persönlich ein schönes Gefühl, sondern trage auch entscheidend zum Therapieerfolg bei. Ohne die Mitarbeit der Patienten erfolge keine Genesung von Krankheiten oder Linderung von Beschwerden.

„Ein Darmtumor ist heute schon lange kein Todesurteil mehr. Voraussetzung ist, dass er rechtzeitig erkannt wird“, sagt der Chef-Chirurg. Frauen seien ein Vorbild, wenn es um die Vorsorge geht. Männer beteiligen sich deutlich seltender als Frauen an Vorsorgeuntersuchungen. „Eine Darmspiegelung kann das Krebsrisiko um 95 Prozent senken und ist heute bei weitem nicht mehr so unangenehm wie früher.“ Michaela Glüsing legt die Darmkrebsvorsorge inzwischen jedem Verwandten und Bekannten ans Herz. Denn sie hatte Glück: Ihr Tumor erwies sich als gutartig. Nach drei Monaten ist die Flugbegleiterin wieder einsatzbereit und fliegt durch die Welt. Auch ihrem geliebten Sport darf sie wieder nachgehen: Joggen, Fahrradfahren und Yoga.

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