Vortrag über künstliche Intelligenz in der Medizin

„Helfer oder Bedrohung? KI Methoden in der Bildgebung“ lautete der Titel eines gut besuchten außercurricularen Abendvortrags am Asklepios Campus Hamburg (ACH) am 4. April.

(v. l.) Dr.-Ing. Markus Wenzel und Prof. Dr. med. Roland Brüning ©2018 M. Kuhn

Aktuelle und perspektivische Möglichkeiten beim Einsatz von künstlicher Intelligenz und speziell von Deep Learning Methoden bei bildgebenden Verfahren standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr.-Ing. Markus Wenzel, Senior Scientist am Bremer Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin MEVIS. Eingeführt wurde der Referent von Prof. Dr. med. Roland Brüning (Chefarzt Radiologie und Neuroradiologe an der Asklepios Klinik Barmbek). Bereits seit zwei Jahren arbeitet dessen Abteilung mit den Bremer Experten zusammen, um im Rahmen eines Pilotprojektes die Software eines lernfähigen Computerassistenten zu trainieren und zu optimieren.

Gut besuchter außercurricularen Abendvortrags am Asklepios Campus Hamburg

Prof. Brüning hat dabei ein deutliches Ziel vor Augen: „Da in unserem klinischen Alltag die Zahl der Bilder bei Untersuchungen weiterhin dramatisch zunimmt, ist meine Motivation als Klinikarzt zur Arbeit an „Deep Learning Algorithmen" in erster Linie, durch Assistenzsysteme die Arbeitslast des einzelnen Arztes zu mindern. Wir Ärzte können dem Rechner bereits einige Dinge übertragen: Der Computerassistent hilft uns schon heute bei Diagnosen und Therapieplanungen - besonders, wenn es darum geht, täglich Tausende von Bildern zu analysieren“, erklärt der Chefarzt. Lediglich drei Minuten brauche der Computerassistent für die Analyse eines Datensatzes, für die auch ein erfahrener Radiologe ein Vielfaches an Zeit benötigte. Darüber hinaus seien diese Assistenten zunehmend in der Lage, Informationen aus Aufnahmen herauszulesen, die ein Mediziner mit bloßem Auge oft kaum erkennen kann. Prof. Brüning erklärt dies so: „Je mehr Bilddaten die Computerassistenten im Laufe der Zeit analysieren, umso präziser werden sie die Umrisse eines Organs oder die Lokalisierung eines Tumors auf einer Aufnahme erkennen. Dies ermöglicht eine bessere Diagnose, die in erster Linie den Patienten dient, indem sie ihre Lebensqualität und nicht zuletzt ihre Lebenszeit steigert. Sie unterstützt außerdem uns Ärzte in der Therapie-Entscheidung. Nicht zu vergessen die Forschung und letztlich die Industrie, die durch die zusätzlichen Daten die Wirkung eines Präparats besser überprüfen kann."

Zahlreiche Fragen im Anschluss, zeigten das große Interesse zu dem Vortragsthema.

Wie trainierbare Computeralgorithmen konkret in der Lage sind, Ärzte zu unterstützen, brachte Dr. Wenzel in seinem Vortrag auf folgende Formel: „Durch mehr Daten können wir bessere Technologien für die Diagnostik entwickeln, durch bessere Diagnostik erhalten wir bessere Daten.“ Der MEVIS-Experte erläuterte, dass die Computerassistenten bei bestimmten Aufgaben bereits heute besser als Menschen abschneiden: „Computeranalysen können schnelle und präzise quantitative Auswertungen von riesigen Datenmengen liefern, wo bisher Menschen nur schätzen oder manuell messen konnten”. Und er fuhr fort: „Das Berufsbild der Radiologen und wahrscheinlich auch anderer medizinischen Disziplinen wird sich verändern. Uns geht es aber nicht darum, mit KI-Methoden Berufe abzuschaffen. Unser Ziel sind Helfer, die es dem Menschen ermöglichen, mit komplexen Zusammenhängen besser umzugehen.“ Um die Computer-Analysen im Kontext richtig einzusetzen, so betonte der Fraunhofer-Forscher, brauche es immer den Erfahrungsschatz eines Arztes, der am Ende auch allein die Verantwortung trage. „Eines der wichtigsten Forschungsgebiete im Bereich der KI ist für mich die Erklärbarkeit der Ergebnisse von trainierbaren Algorithmen, damit Menschen mit den Computern gemeinsam lernen und dadurch noch mehr Vertrauen gewinnen können” – ein Ziel, an dessen Erreichung laut beiden Referenten in der Kooperation von MEVIS und der Radiologie im AK Barmbek bereits mit Erfolg gearbeitet werde.

Der Vortrag zu KI stieß bei den ACH Studierenden auf sichtbares Interesse – die Zahl der Anwesenden und der Fragen im Anschluss zeigten, dass dieses zukunftsweisende technologische Thema die angehenden (vor allem männlichen) Mediziner beschäftigt. Geschäftsführer Dr. Christoph Jermann brachte dies schon zu Beginn bei seiner Begrüßung der beiden Referenten mit der Bemerkung zum Ausdruck, dass hier erstmals ein Student vor lauter Faszination für das angekündigte Vortragsthema schon lange vor dem Termin Kontakt mit dem Referenten aufnehmen wollte. Am Ende der Veranstaltung lud Prof. Büring die Anwesenden zur – für ACH Studierende kostenlosen – Teilnahme an zwei zum Thema passende Kongressen ein: 99. Deutscher Röntgenkongress vom 09 – 12. Mai 2018 in Leipzig und CCMME Meeting am 08.06.2018 in Hamburg.

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