Interview mit Christoph Jermann

Zum 1. September 2013 hat Dr. Christoph Jermann die Geschäftsführung am Asklepios Campus Hamburg übernommen. Nicola Sauter-Wenzler sprach mit ihm über seine berufliche Vergangenheit, seine aktuelle Einschätzung und seine Pläne für die Zukunft.

Zum 1. September 2013 hat Dr. Christoph Jermann die Geschäftsführung am Asklepios Campus Hamburg übernommen. Nicola Sauter-Wenzler sprach mit ihm über seine berufliche Vergangenheit, seine aktuelle Einschätzung und seine Pläne für die Zukunft.

Herr Dr. Jermann, am Ende Ihres Philosophiestudiums in Tübingen hätte niemand voraussehen können, dass Ihr beruflicher Weg in die Geschäftsführung an einem medizinischen Campus  führen würde ...

Dr. Jermann: Stimmt, ich war mit Leib und Seele Philosophiestudent und hatte nach meiner Promotion vor, die akademische Laufbahn einzuschlagen. Bei mehreren Postdoc-Tätigkeiten und ersten beratenden Nebentätigkeiten im In- und Ausland merkte ich jedoch, dass mich eine Berufsperspektive außerhalb des Hochschulbetriebs mehr reizte. Die Philosophen gelten als flexible „Spezialisten des Allgemeinen“, daher war der erste Schritt in die Unternehmensberatung naheliegend. Nach zehn Jahren unterschiedlicher Beratungsprojekte mit ganz heterogenen Institutionen und Organisationen im Non-profit-Bereich überwog dann das Bedürfnis, selbst mehr operative Verantwortung zu übernehmen. Diesem Bedürfnis und dem Wunsch, wieder mehr mit der akademischen Welt zu tun zu haben, hat mein Einstieg am Northern Institute of Technology Management (NIT) an der Technischen Universität Hamburg voll entsprochen. Zunächst als Curriculum Manager, dann weitere zehn Jahre in der Geschäftsführung, zuletzt als CEO.

... und nun der Wechsel in die Asklepios Medical School GmbH am Asklepios Campus Hamburg:

Dr. Jermann: Das Angebot war  verlockend, hier Bekanntes wiederzufinden und gleichzeitig Neues kennenzulernen: eine private Bildungseinrichtung, die jung, ehrgeizig und ausbaufähig ist und die von Beginn an ein internationales Projekt war. Und dann neue spannende Aspekte: die Anbindung an einen Konzern, das neue Feld Medizin, die Zusammenarbeit mit Semmelweis, der Anspruch, Fakultät zu sein.

Welche Eindrücke haben Sie bislang am Campus gewonnen?

Dr. Jermann: Zunächst habe ich bei der Diplomverleihung in Berlin die enge Verbindung der Semmelweis Universität mit ihrem Hamburger Campus erlebt, das große Interesse der Eltern, die beeindruckende Mischung aus Tradition und Moderne bei den Feierlichkeiten. In Hamburg habe ich einen stabil laufenden Betrieb, ein engagiertes Team, einen zum Teil unerwartet ausgereiften Stand für eine so junge Institution vorgefunden. Ich habe mit Chef- und Oberärzten gesprochen, die als Dozenten am ACH tätig sind und ein hohes Interesse an den akademischen Karrieremöglichkeiten am Campus Hamburg haben. Und ich bin auf eine sympathische, aufgeschlossene, engagierte Studierendenschaft gestoßen, die sehr dankbar reagiert, wenn sinnvolle Verbesserungsvorschläge Gehör finden und aufgegriffen werden, die aber auch Verständnis hat, wenn nicht alles möglich ist, und schon gar nicht von heute auf morgen.

Trotz des positiven Status quo – wo sehen Sie das größte Entwicklungspotential?

Dr. Jermann: Beim weiteren Ausbau des ACH in Kooperation mit der Semmelweis Universität. Hier liegt ein Alleinstellungsmerkmal von Asklepios mit einer hohen Attraktivität sowohl für leistungsstarke Studierende wie auch für Chef- und Oberärzte, die häufig akademisch ambitioniert sind und die als zentrale Leistungsträger eine erfolgskritische und zugleich knappe Ressource darstellen. Und der weitere Ausbau des ACH, verbunden mit einer noch breiteren Etablierung von Lehre und Forschung im Konzern, bietet auch die Chance, glaubhaft und sichtbar ein Motor und Garant für Spitzenqualität und Innovationskraft bei Asklepios zu sein. Daneben gibt es am ACH, der bis jetzt zwei Jahrgänge zum Abschluss gebracht hat, natürlich noch manches Entwicklungspotenzial im Detail. Die größten Möglichkeiten liegen nach meiner heutigen Einschätzung bei der Auswahl der Studierenden, bei den Angeboten zur Finanzierung der Studiengebühren, bei der technikgestützten Koordination und Kommunikation rund um den Lehrbetrieb, bei den Unterstützungsangeboten für Karriereplanung und –vorbereitung, bei der Gewinnung möglichst vieler Absolventen für einen Berufseinstieg in einer der zahlreichen Asklepios Kliniken in Deutschland und bei der engen Vernetzung der Alumni untereinander und mit dem Campus.

Wo setzen Sie den Schwerpunkt?

Dr. Jermann: Ganz oben auf der Agenda stehen die Verlängerung des Vertrags mit der Semmelweis Universität und damit verbunden die Festschreibung der Rechte und Pflichten des ACH und der genauen akademischen und administrativen Verzahnung des ACH mit der Medizinischen Fakultät in Budapest. Aber alle genannten Themen müssen gleichzeitig angeschoben bzw. weitergetrieben werden, wenn auch natürlich nicht alle mit der gleichen Intensität. Bei allem was ich tue, schätze ich kurze Wege, eine direkte und offene Kommunikation, die von gegenseitigem Respekt getragen ist und eine unkomplizierte, schnelle, sach- und ergebnisorientierte Arbeitsweise. In diesem Sinne freue ich mich nach meinen ersten Wochen hier über die gute und enge Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH und auch mit der Konzerngeschäftsführung, mit Prof. Dr. Müller-Wieland, dem Dekan des ACH, mit Prof. Dr. Bucsky, dem Repräsentanten des Rektors der Semmelweis Universität am ACH, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hamburger Campus und nicht zuletzt mit den Sprecherinnen und Sprechern der einzelnen Jahrgänge und mit den Studierenden selbst.

Und welche große Linie verfolgen Sie?

Dr. Jermann: Ich möchte nach Kräften dazu beitragen die Vision zu einer Wirklichkeit zu machen, dass der Asklepios Campus Hamburg der Ort ist, wo die besten deutschsprachigen Medizinstudenten und künftigen Ärzte studieren wollen, dass der ACH als führende medizinische Fakultät im deutschsprachigen Raum anerkannt wird, und dass durch beides die Wettbewerbsfähigkeit von Asklepios nachhaltig gestärkt wird.

Dieses Interview erschien in einer gekürzten Fassung auch in der Oktoberausgabe der Semmelweis Egyetem.

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