Geriatrische Krankheitsbilder

Bedingt durch die sog. „Alterspyramide“ und die Tatsache, dass wir Menschen immer mehr ein betagtes Alter trotz chronischer Erkrankungen kommen, was ja erfreulich ist, werden wir in der Klinik zunehmend mit komplexen Krankheitsbildern konfrontiert. Die Vielzahl der vorhandenen Erkrankungen und Leiden der betagten Patienten kombiniert mit einer allgemeinen Einschränkung der körperlichen und Hirnleistungsfähigkeit bis hin zu einer Gebrechlichkeit („frailty“) und der Tatsache, dass die meisten dieser Patienten zahlreiche Medikamente einnehmen müssen, führt zu einer Komplexität, die alle herausfordert, aber auf die wir eine Antwort haben.

In schwierigen Situationen ist immer der Patientenwille oder der mutmaßliche Patientenwille durch den gesetzlichen Betreuer zu ermitteln. Dann sind – wie bei jungen Patienten – soweit gewünscht und dem betagten Menschen zumutbar, die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Schritte in die Wege zu leiten. Bei der Komplexität dieser geriatrischen Krankheitsbilder heißt dies aber, dass die Kommunikation zwischen Patient bzw. Angehörigen, Pflege, Sozialem Dienst, Hausarzt und anderen an der Behandlung stationär und ambulant Beteiligter noch intensiver und umfassender als üblich sein muss.

Das Abwägen zwischen „Nutzen und Schaden“ muss hier sehr intensiv besprochen werden. Welche Ziele hat der betagte Patient oder umgekehrt, welche Ziele oder Behandlungsergebnisse kann der Arzt diesem geriatrischen Patienten anbieten. Dies muss in aller Offenheit besprochen werden. Der Mut, auch etwas (Diagnostik oder Therapie) nicht zu tun, muss vorhanden und das Verständnis unserer Abteilung, wenn Patient oder Angehörige empfohlene Maßnahmen ablehnen ist gegeben. Wir respektieren jederzeit das Selbstbestimmungsrecht des betagten Patienten!

Wir bieten eine ganzheitliche Erfassung der physisch-körperlichen, der psychischen, funktionellen und sozialen Aspekte dieser geriatrischen Patienten.

Wir betreuen diese betagten Patienten nicht nur rein internistisch, sondern multi- professionell. Neben qualifizierten Ärzten der Abteilung (davon ein Facharzt für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie) werden Neurologen und Psychiater, der in der Klinik ansässigen ambulanten Praxis, Krankengymnasten, Physio- und Ergotherapeuten incl. zur Atemtherapie, Logopädinnen bei Schluckstörungen oder Sprachproblemen, unsere Pflege zur Ermittlung des Pflegebedarfs und der Soziale Dienst hinzu gezogen.

Neben der Behandlung der akuten Erkrankung (z.B. schwere Bronchitis oder Lungenentzündung) oder bei Verschlechterung/Dekompensation einer vorbestehenden chronischen Erkrankung, nach einem Sturz, Bewusstseinsverlust, die häufig zur stationären Aufnahme geführt haben, werden die übrigen Begleiterkrankungen mitbehandelt.

Im Vordergrund steht das Ziel, die Lebensqualität und die Unabhängigkeit dieser betagten Patienten zu erhalten oder wieder her zu stellen, und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Je nach Zielerreichung und Pflegestufe werden diese Patienten in eine sog. geriatrische Anschlussheilbehandlung vermittelt, um diese Ziele längerfristig und dauerhaft wieder zu erreichen.

Wir helfen geriatrischen Patienten bei:

  • Akuter Verschlechterung chronischer Atemwegserkrankungen
  • Akuten schweren Atemwegsinfekten (z.B. Lungenentzündung, sog. Aspirationspneumonie bei Schluckstörungen)
  • Verschlechterung der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) mit Atemnot, Einlagerung von Flüssigkeit in Rippenfell oder den übrigen Körper
  • Herz-Kreislaufproblemen  nach operativen Eingriffen

Störungen des Flüssigkeites- und Elektrolythaushaltes, für die die betagten Patienten ganz besonders anfällig sind. Hier findet sich sehr leicht durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme eine sog. Exsiccose (Austrocknung; besonders im Rahmen von Infekten, Erbrechen, Durchfall) und diese Exsiccose ist häufig verantwortlich, dass sich nicht nur der sog. Allgemeinzustand verschlechtert (mit Fallneigung und Stürzen), sondern führt zu einer Verminderung der Hirnleistungsfähigkeit, die eine vorbestehende Demenz eklatant verschlechtern oder sogar vorspiegeln kann. Nach intravenöser Flüssigkeitsgabe ist der Patient häufig nach einem oder wenigen Tagen geistig und körperlich wieder fit.

Bei häufig anzutreffenden Elektrolytstörungen, für die die betagten Menschen gleichfalls häufig anfällig sind, ggf. mitbedingt durch entwässernde Medikamente oder Medikamente gegen eine Depression. Hier steht die Verminderung des Natriumspiegels im Blut (sog. Hyponatriämie, allgemein fehlendes Kochsalz im Blut) an vorderster Stelle, da es sowohl die Beweglichkeit und das Allgemeinbefinden einschränkt und zu häufigen Sturzereignissen ohne äußere Ursache führt.

Betagte Menschen, die häufig eine Menge an diversen Medikamenten, die gegenseitige Wechsel- und nicht nur Nebenwirkungen haben können, einnehmen (müssen) reagieren empfindlicher auf diese Medikamente und Veränderungen im Körper durch Infekt, geändertes Ess- und Trinkverhalten, so dass gerade bei unklaren Zustandsbildern, mit denen solche geriatrischen Patienten nicht selten aufgenommen werden, zuerst die aktuelle Medikation überprüft, ggf. pausiert oder angepasst werden muss, damit sich Allgemeinzustand und Hirnleistungsfähigkeit wieder bessern.

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