Die Asklepios Heldengeschichten

„Zu Beginn habe ich die Pandemie unterschätzt.“

Ich muss ehrlich gestehen: Ich habe die Pandemie zu Beginn unterschätzt. Als ACH-Studentin war ich zunächst in der ZNA in St. Georg im Einsatz. Dort spürte man vor allem einen Rückgang der Fallzahlen – offensichtlich, weil viele Menschen mit wenig dramatischen Erkrankungen die Klinik Corona bedingt mieden.
Doch dann wurde deutlich, dass Covid-19 eine echte Gefahr vor allem für ältere Patienten und Menschen mit Vorerkrankungen darstellt. Und diese Erkenntnis hat insbesondere meine freiwillige Arbeit im „Café mit Herz“ beeinflusst, in dem wir gemeinsam mit Fachärzten Obdachlose und Hilfsbedürftige ohne Krankenversicherung behandeln. Viele Menschen dort gehören zur Risikogruppe, deshalb ist es umso wichtiger, für sie da zu sein.
Abgesehen davon hoffe ich sehr, dass die Gesellschaft die besondere Leistung des medizinischen Personals auch nach der Pandemie anerkennt. Erfahrungsgemäß ebbt eine solche Euphorie schnell wieder ab, sobald sich Normalität einstellt.
„Patienten sind gerade jetzt auf unsere Empathie angewiesen.“

Unsere Arbeit auf Station wurde eigentlich nur durch das „Neue“ und „Unbekannte“ beeinflusst. Wir sind jeden Tag unzähligen Keimen ausgesetzt (Tuberkulose, Hepatitis, Influenca) und müssen uns besonders schützen – das gilt auch im Hinblick auf Covid-19.
Nichtsdestoweniger ist die Behandlung der Patienten natürlich mit viel körperlicher und psychischer Belastung verbunden. Aufgrund des Besuchsverbots sind die Patienten in besonderem Maße auf unser Feingefühl und unsere Empathie angewiesen.
Jeder Einzelne von uns versucht, so viel Zeit wie möglich in die Betreuung zu investieren. Einige Kollegen haben sogar angeboten, während ihrer Urlaubszeit arbeiten zu kommen oder ihre reduzierte Arbeitszeit wieder zu erhöhen.
Es ist ein Arbeiten Hand in Hand, denn alleine könnte man die Situation nicht bewältigen. Außerhalb der Klinik nehme ich derweil einige Veränderungen wahr: einen neuen Zusammenhalt in den Familien, Unterstützung innerhalb der Nachbarschaft und die Fokussierung auf gesellschaftlich wichtige Bereiche, zu denen u. a. auch Einzelhandel, Transportwesen und das Gesundheitssystem gehören.
Ich bin gespannt, ob und wie sich all das langfristig auswirken wird.
„Wir sind ein starkes Team.“

Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass wir viele Abläufe anders gestalten: Anders als früher wird Schutzausrüstungsmaterial von den Stationsleitungen herausgegeben, die Pausen müssen zeitversetzt genommen werden – und natürlich wurden alle Mitarbeiter noch einmal intensiv in Sachen Hygiene geschult.
Vieles ist aufwändiger geworden, doch wir sind ein starkes Team, achten aufeinander und unterstützen uns gegenseitig.
Wenn man dieser Pandemie etwas Positives abgewinnen möchte, dann vielleicht, dass der Egoismus ein Stück weit aus unserem Alltag gewichen ist. Vor Corona war das Leben durchgetaktet, viele haben nur auf sich geachtet. Jetzt schaut man auch rechts und links des Weges. Das Miteinander steht stärker im Fokus. Ich hoe sehr, dass wir uns das erhalten.
„Wir geben stets unser Bestes.“

Für mich bedeutet Corona keine besondere Veränderung im Arbeitsalltag. In der Gesundheits- und Krankenpflege müssen wir seit jeher flexibel auf Erreger und Krankheitswellen reagieren, insofern läuft alles nach bewährten Mustern: Wir geben stets unser Bestes, beachten die Hygieneregeln und reagieren professionell auf jede neue Situation. Und wann immer jemand Fragen hinsichtlich Covid-19 hat, sprechen wir offen und ausführlich darüber – das macht unser Team in Gauting zu etwas Besonderem!
Eine Hoffnung, die ich derweil hege, ist, dass der Pflegeberuf in Zukunft mehr wertgeschätzt und besser vergütet wird. Ich selbst stamme aus Bosnien, dort haben Pfleger in der Gesellschaft ein weit höheres Ansehen als hierzulande. Die Politik sollte handeln und Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Pflegeberuf ein besseres Image bekommt. Wenn wir das schaffen, ist viel gewonnen!