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Bild: Mann mit Kopfschmerzen
Kopfweh. Migräne. Gesund werden.

Kopfschmerzen - Wenn der Schädel brummt

Es pocht, es sticht, es drückt – Kopfschmerzen sind so vielfältig, wie ihre Ursachen. Und jeder von uns kennt sie. Doch ab wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Und was kann man vorbeugend gegen Kopfschmerzen tun?

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Volkskrankheit Kopfschmerz

Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Phänomen. Fast jeder Mensch leidet immer mal wieder am lästigen Hämmern im Kopf, im Durchschnitt sind es zwei von drei Erwachsenen. Doch auch Schulkinder und Jugendliche sind zunehmend betroffen. Die International Headache Society definiert in ihrer Klassifikation bereits mehr als 200 verschiedene Kopfschmerzarten, ihre Symptome und mögliche Behandlungsmethoden.

Dennoch wird Kopfweh in der Bevölkerung oftmals nicht als Erkrankung wahrgenommen. Es ist vielmehr ein lästiges Alltagssymptom, das oft auf Faktoren wie Stress und seelische Belastungen, Schlaf- oder Flüssigkeitsmangel, aber auch körperliche Probleme wie Verspannungen zurückgeführt wird.  

Spätestens jedoch, wenn der Kopfschmerz häufiger wiederkehrt oder sogar chronisch wird, sich stark verändert, plötzlich besonders heftig auftritt oder rezeptfreie Schmerzmittel nicht mehr helfen, ist es Zeit, einen Facharzt aufzusuchen. Wir stellen Ihnen die häufigsten Kopfschmerzarten einmal vor. Außerdem haben wir Prof. Dr. Günter Seidel, Chefarzt der Neurologie an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg gefragt, was man vorbeugend gegen Kopfweh tun kann.

Der Spannungskopfschmerz ist der häufigste primäre Kopfschmerz. Zwischen 30 und 78 % aller Menschen erleben ihn irgendwann einmal im Leben. Die Ursachen hierfür sind jedoch weitestgehend unklar.

Prof. Dr. Günter Seidel Chefarzt Neurologie mit Stroke Unit und neurologischer Frührehabilitation, Asklepios Klinik Nord-Heidberg

Primäre Kopfschmerzen

Generell lassen sich Kopfschmerzen zunächst in zwei Kategorien einteilen: primäre und sekundäre Kopfschmerzen. Primäre Kopfschmerzen lassen sich nicht direkt auf eine Erkrankung oder andere körperliche Ursache zurückführen. Der Kopfschmerz selbst ist dann die Erkrankung. Hierzu zählen unter anderem die Migräne, Spannungs- oder Clusterkopfschmerzen sowie andere, situationsbedingt auftretende Kopfschmerzen.

Bild: Frau mit Schmerzen in Nacken und Kopf
Spannungskopfschmerzen

Typischerweise treten Kopfschmerzen vom Spannungstyp im gesamten Kopf, am Hinterkopf oder auch im Bereich des Scheitels oder der Stirn auf. Der Schmerz selbst ist in der Regel leicht bis mittel in der Intensität, wird als dumpf drückend oder beengend empfunden. Körperliche Aktivität verstärkt den Schmerz in der Regel nicht. Auch Symptome wie Übelkeit und Erbrechen treten normalerweise nicht auf.

Eine Begleiterscheinung kann hingegen die Empfindlichkeit gegenüber Lärm oder Licht, nicht aber gegen beides gleichzeitig sein. Häufig lässt sich beobachten, dass die Kopfschmerzen im Zusammenhang z. B. mit Stress oder Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich auftreten.

Spannungskopfschmerzen machen die am häufigsten auftretende primäre Kopfschmerzart aus. Sie können zwischen 30 Minuten und bis zu sieben Tagen anhalten, lassen sich üblicherweise jedoch im akuten Fall gut mit den herkömmlichen Schmerzmitteln behandeln. Treten die Spannungskopfschmerzen jedoch an mehr als 15 Tagen pro Monat auf, handelt es sich um einen chronischen Spannungskopfschmerz.

Die Ursachen für diesen chronisch auftretenden Kopfschmerz sollten dann durch einen Arzt abgeklärt werden. Hier kann zum Beispiel eine andere Erkrankung zugrunde liegen oder die zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln zu einer Chronifizierung des Kopfschmerzes geführt haben.

Bild: Frau mit Migräne
Migräne

Eine weitere häufig vorkommende Kopfschmerzerkrankung ist die Migräne. Sie tritt überwiegend im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf und betrifft Frauen dreimal öfter als Männer. Doch auch bereits Jugendliche und Schulkinder können unter Migräne leiden.

Gekennzeichnet ist eine Migräne meistens durch unerträgliche, einseitig auftretende, pulsierende Kopfschmerzen verbunden mit Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geruchs- und Lärmempfindlichkeit. Im Gegensatz zum Spannungskopfschmerz, verschlimmert körperliche Aktivität die Migräneschmerzen. Deshalb ziehen sich Betroffene gewöhnlich komplett zurück und vermeiden Anstrengungen. Dieser Zustand hält dann gewöhnlich zwischen vier und 72 Stunden an.  Länger andauernde Migräne Attacken kommen selten vor und werden als Status migaenosus bezeichnet. Typisch ist auch, dass sich eine Migräne ankündigt und langsam steigert.

Viele Migränepatienten nehmen Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken oder auch ein allgemeines Unwohlsein im Vorfeld wahr. Bei einigen Menschen kommt es in der direkten Phase vor dem Kopfschmerz zu weiteren Symptomen wie Sehstörungen in Form von Flimmern, Blitzen und Ausfällen im Gesichtsfeld. Auch ein Kribbeln in Arm und Kopf, Sprachstörungen und in seltenen Fällen Lähmungen können auftreten. Dieses Phänomen wird als Migräne-Aura bezeichnet und betrifft etwa 20 % der Migränepatienten. Am häufigsten tritt die Migräne jedoch ohne vorangegangene Aura auf.

Was genau die Ursachen für eine Migräneerkrankung sind, ist nicht eindeutig geklärt. Bekannt ist jedoch, dass es bestimmte Einflüsse gibt, die eine Migräne begünstigen und auslösen können. Zu diesen sogenannten Triggern gehören beispielsweise Stress, Schlafmangel, hormonelle Schwankungen, Wetterumschwünge, aber auch bestimmte Lebensmittel und Getränke, wie zum Beispiel Koffein, Käse oder Rotwein. Die Trigger sind jedoch von Mensch zu Mensch sehr verschieden, was eine genaue Identifizierung der Migräneauslöser im individuellen Fall erschwert. Die Migräne kann vererbt werden: „Etwa 12 % der Bevölkerung sind von Migräne betroffen. Bei 60 bis 70 % der Patienten ist sogar ein Familienangehöriger ersten Grades ebenfalls an Migräne erkrankt“, so Prof. Dr. Günter Seidel.

Bild: Mann mit Clusterkopfschmerzen
Clusterkopfschmerzen

Neben der Migräne und den Spannungskopfschmerzen, gibt es die Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzen. Sie kommen deutlich seltener vor, setzen Betroffene aber einem nicht geringeren Leidensdruck aus. Hierzu zählt vor allem der Clusterkopfschmerz, der von den primären Kopfschmerzarten der einzige ist, der häufiger bei Männern vorkommt. Charakteristisch für Clusterkopfschmerzen sind sehr heftige, nur einseitig auftretende Schmerzattacken im Bereich um Augen, Stirn und Schläfen. Zusätzlich treten eines oder mehrere begleitende Symptome auf wie Augenrötungen, Tränenfluss, Verstopfung der Nase oder Naselaufen, einseitige Schwellungen, verengte Pupillen und vor allem eine körperliche Unruhe

Die Clusterkopfschmerzattacken selbst dauern zwischen 15 und 180 Minuten und treten periodisch, d. h. gehäuft über einen bestimmten Zeitraum, auf. Darüber hinaus unterschiedet man die episodische und die chronische Form der Clusterkopfschmerzen. So kann es beim episodischen Auftreten über einen Zeitraum von sieben Tagen bis hin zu einem Jahr bis zu acht Mal am Tag zu diesen heftigen Attacken kommen. Dazwischen liegen Zeiträumen von mindestens 14 Tagen, in denen die Schmerzen ausbleiben. Tritt die chronische Form auf, bleiben diese schmerzfreien Intervalle aus oder sind deutlich kürzer als 14 Tage. Wie genau der Clusterkopfschmerz entsteht, ist aktuell noch nicht eindeutig geklärt. Als auslösende Faktoren konnte bisher der Konsum von Alkohol in einer bestimmten Menge, Histamin, Calciumantagonisten wie z.B. Nitroglycerin und auch helles, blendendes Licht identifiziert werden.  

Bild: Grafik eines Kopfes und Tabletten
Weitere primäre Kopfschmerzen

Neben den bereits genannten gibt es zahlreiche weitere primäre Kopfschmerzarten, die unter bestimmten Umständen auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel Kopfweh bei körperlicher Anstrengung, bei sexueller Aktivität, Hustenkopfschmerzen oder auch der primäre Donnerschlagkopfschmerz.

Oft sind diese Kopfschmerzen harmlos und werden nicht durch eine andere Erkrankung verursacht. Dennoch ist es empfehlenswert, einen Arzt aufzusuchen, wenn diese Kopfschmerzen das erste Mal auftreten. Vor allem der Donnerschlagkopfschmerz und der Kopfschmerz bei sexueller Aktivität sollten genauer untersucht werden, um eine ernsthaftere Erkrankung wie beispielsweise eine Hirnblutung auszuschließen.

Ein Kopfschmerztagebuch erleichtert die Diagnose der Kopfschmerzart und hilft, die optimale Behandlungsmethode zu finden. Außerdem lassen sich so vorbeugende Therapieeffekte gut dokumentieren.

Prof. Dr. Günter Seidel Chefarzt Neurologie

Grafik: Kopfschmerzen

  

Icon: Glühbirne
Das Kopfschmerztagebuch

Ein Kopfschmerztagebuch oder -kalender ist eine effektive Möglichkeit, die Diagnose des Facharztes zu unterstützen. In ihm werden bei jedem Auftreten von Kopfschmerzattacken die wichtigsten Daten notiert.

  • Art der Schmerzen: pulsierend, pochend, drückend oder ziehend etc.
  • Stärke der Schmerzen: schwach, mittel, stark, sehr stark
  • Ort der Schmerzen: einseitiger oder beidseitiger Kopfschmerz
  • Dauer der Schmerzen
  • Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Lärmempfindlichkeit, Sehstörungen etc.
  • Mögliche Auslöser: Stress, bestimmte Lebensmittel, Menstruationsbeginn, Änderungen im Schlaf/Wach-Rhythmus etc.
  • Art und Menge der Medikamente, die eingenommen wurden und wie gut diese gewirkt haben
     

Sekundäre Kopfschmerzen

Die zweite Gruppe bilden die sekundären Kopfschmerzen, die Begleiterscheinung einer zugrundeliegenden Erkrankung sind. Sie werden auch symptomatische Kopfschmerzen genannt.  Hier kommt eine Vielzahl von Erkrankungen infrage. Eine konkrete Diagnose kann immer nur der entsprechende Fachexperte stellen. Einige der möglichen Grunderkrankungen möchten wir hier dennoch darstellen.

Bild: Frau auf dem Sofa mit Erkältung
Infektionen

Fast jeder von uns hat schon einmal Kopfweh im Zusammenhang mit einem grippalen Infekt, einer Grippeerkrankung oder einer Infektion der Stirn- oder Nasennebenhöhlen erlebt. Husten, Schnupfen und Fieber gehen dann oft auch mit einem Kopfschmerz einher. Sind die Zähne von einer Entzündung betroffen, kommt es ebenfalls häufig zu ausstrahlenden Kopfschmerzen.  Sobald die Infektion jedoch behandelt und ausgeheilt ist, verschwinden in der Regel auch die Kopfschmerzen wieder.

Doch auch andere Infektionskrankheiten ausgelöst durch Bakterien oder Viren können mit Kopfschmerzen verbunden sein, allen voran die Hirn- und Rückenmarkshautentzündung (Meningitis). Diese ist zusätzlich von Nackensteifigkeit und Fieber gekennzeichnet und kann außerdem Symptome wie Übelkeit, Bewußtseinsstörungen oder Lähmungen auslösen. Bei Verdacht auf Meningitis sollte in jedem Fall sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Bei häufigem Schmerzmittelgebrauch kann sich ein Kopfschmerz durch Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache, MOH) entwickeln.

Prof. Dr. Günter Seidel

Bild: Frau nimmt Schmerzmittel
Kopfschmerzen bei übermäßigem Schmerzmittelgebrauch

Es klingt zunächst widersprüchlich, aber Schmerzmittel können der schmerzauslösende Faktor sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum und zu häufig eingenommen werden. Insbesondere bei Menschen, die regelmäßig unter Spannungskopfschmerzen oder Migräne leiden, kann ein solcher Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch auftreten. Das Schmerzmittel erzeugt dann nicht mehr die gewünschte lindernde Wirkung, sondern wirkt entweder gar nicht mehr oder führt sogar zu einer Verstärkung des Schmerzes.

Entscheidend für die Entstehung des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes sind vor allem zwei Faktoren: die Angst der Betroffenen vor einer erneuten Schmerzattacke und die Veränderungen im Schmerzempfinden. Der Körper und insbesondere die Schmerzrezeptoren gewöhnen sich bei regelmäßigem Gebrauch an die schmerzreduzierenden Substanzen der Schmerzmedikamente. Die Schmerzempfindlichkeit steigt und ein Schmerz wird dadurch immer früher wahrgenommen.

Die Furcht vor einer erneuten Schmerzattacke bringt Betroffene dann dazu, die Schmerzmittel schon vorsorglich und immer häufiger einzunehmen. Damit einhergehend wird die Dosis kontinuierlich geteigert. Der Kopfschmerz durch den Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln zeigt häufig dieselben Symptome, wie eine Migräne oder auch ein Spannungskopfschmerz. Abhilfe kann hier der Besuch beim Fachspezialisten und ein daraus folgendes gezieltes Absetzen der Medikamente idealerweise in Kombination mit einer entsprechenden Verhaltenstherapie schaffen.

Bild: CT-Aufnahme des Gehirns
Schädel-Hirn-Trauma

Ob ein Unfall, ein Sturz oder ein Schlag auf den Kopf, auch dies kann Kopfweh auslösen. Kommen Symptome wie Benommenheit, Bewusstlosigkeit, Schläfrigkeit oder ein apathisches Verhalten dazu, sollten Sie in jedem Fall sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen. Hier können dann weitere Untersuchungen wie zum Beispiel eine Computertomografie vorgenommen werden, um eine Blutung infolge des Traumas auszuschließen. Besonders alarmierend sind Anzeichen wie unterschiedlich weite Pupillen und Flüssigkeit oder Blut, die aus Nase oder Ohren fließen. In diesem Fall ist umgehend der Rettungsdienst zu alarmieren.

Schlaganfälle oder Hirntumore

Weitere schwerwiegende Erkrankungen die mit Kopfschmerzen verbunden sein können, sind Schlaganfälle (z. B. Hirnifarkt, Hirn- und Subarachnoidalblutung) oder Hirntumore. Hier zeigen sich in der Regel auch weitere Symptome wie Bewusstseins-, Seh- und Sprachstörungen, Wesensveränderungen, halbseitige Lähmungserscheinungen oder epileptische Anfälle. Bei einer besonderen Schlaganfallform, der Subarachnoidalblutung, kommt es zu schlagartig auftretenden sehr starken Kopf- und Nackenschmerzen. Auch Übelkeit und Erbrechen können Begleiterscheinungen sein. Sollten Sie bei sich selbst oder an einem Angehörigen diese Symptome bemerken, zögern Sie nicht, den Notruf zu wählen. Insbesondere bei Schlaganfällen ist eine schnelle medizinische Versorgung essentiell und unter Umständen lebensrettend.

Nichtmedikamentöse Behandlungsmethoden sind neben der Behandlung mit speziellen Medikamenten eine wichtige Komponente in der Kopfschmerztherapie. Hierzu zählen unter anderem Verfahren der Verhaltenstherapie, aber auch Stressbewältigungstraining und Entspannungsverfahren.“

Prof. Dr. Günter Seidel

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Hilfe bei Kopfschmerzen

Bei schlagartig auftretenden sehr starken Kopfschmerzen alarmieren Sie umgehend den Rettungsdienst unter dem Notruf 112.

 

Wenn Sie Rat und Hilfe bei regelmäßig auftretenden Kopfschmerzen benötigen, nehmen Sie Kontakt zu unseren Experten der Neurologie in der Asklepios Klinik Nord-Heidberg oder zu einer Klinik in Ihrer Nähe auf.