Kompass für das eigene Leben
Das Angebot findet derzeit vor allem bei Frauen Anklang. „70 Prozent unserer Klient:innen sind weiblich“, erzählt Jürgensen. Das spiegele in gewisser Weise das vielfach noch immer traditionell geprägte gesellschaftliche Rollenverständnis wider. „Häufig sind es Frauen, die soziale Aufgaben innerhalb der Familie oder des Freundeskreises übernehmen, nebenbei die eigene Familie versorgen und zusätzlich einen Beruf ausüben“, so Jürgensen.
Auf die Angehörigen Ambulanz aufmerksam gemacht werden sie von ihren Hausärzt:innen, mehrheitlich jedoch von Mitarbeiter:innen der Hamburger Asklepios Häuser. „Selbst bei dem straffen Pensum, das Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte auf Station absolvieren, sind oft sie es, die auf die völlig ausgelaugten Angehörigen aufmerksam werden und sie zu uns schicken.“
Ziel sei es schließlich, den Betroffenen „wieder einen Kompass für ihr eigenes Leben zu schenken, aber auch für den Pflegebedürftigen selber ist das intakte soziale Umfeld als zentrale Quelle für die Lebensqualität entscheidend“. Und dass das in den allermeisten Fällen funktioniere, sei ein großes Geschenk für die Betroffenen, betont der engagierte Neurologe und Psychiater, der mitunter selbst zum Gegenstand bildhafter Vergleiche wird. „Ein Patient kam einmal zu mir und sagte: ‚Herr Dr. Jürgensen, Sie sind wie ein Schweizer Taschenmesser: Sie finden immer eine Lösung.‘“ Eine Beschreibung, die große Dankbarkeit impliziert und sicherlich auch Sprachbildliebhaber Jürgensen gefällt.