

Die Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf ein für den Betroffenen sehr schwieriges, lebensveränderndes Ereignis. Die emotionale Reaktion und das damit verbundene Verhalten der Betroffenen sind ausgeprägter und länger anhaltend, als das, was als eine normale Verarbeitung angesehen wird. Symptome zeigen sich meist innerhalb von drei Monaten nach dem belastenden Ereignis und können alle Lebensbereiche stark beeinträchtigen.
Anpassungsstörungen sind in der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10 bzw. ICD-11) und im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-5) als eigenständige Diagnosen genannt.
Anpassungsstörungen sind eine Reaktion auf eine oder mehrere lebensverändernde Situationen. Dabei muss das Ergebnis vorerst keine negative Konnotation haben. Typische Auslöser sind:
- Tod eines nahestehenden Menschen
- Trennung oder Scheidung (der Eltern)
- Hochzeit
- Arbeitsplatzverlust oder beruflicher Stress
- Schwere körperliche Erkrankungen
- Umzug in eine neue Umgebung
- Schulwechsel oder Arbeitsplatzwechsel
- Geburt eines Kindes oder andere familiäre Veränderungen
- Erlebnisse von Gewalt oder Naturkatastrophen
Natürlich führt nicht jedes belastende Ereignis zu einer Anpassungsstörung. Die individuelle Biografie und die Historie der Betroffenen, so wie die verfügbaren Bewältigungsstrategien und Ressourcen, sind Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, ob man erkrankt oder nicht.
Die Symptome einer Anpassungsstörung sind sehr unterschiedlich und betreffen emotionale Reaktionen, das Verhalten, das Denken oder auch körperliche Reaktionen.
Die Betroffenen können durch anhaltende Traurigkeit oder depressive Stimmung, Angst, Nervosität, sorgenvolles Grübeln, Reizbarkeit und Wutanfälle auffallen. Manche zeigen aber auch Hoffnungslosigkeit, Entscheidungsunfähigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Störungen im Antrieb und der Motivation.
Auch körperliche Beschwerden, wie Schlafstörungen, Appetitveränderungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Erschöpfung und Energieverlust sind möglich.
Einige Betroffene ziehen sich sozial zurück, erleben einen Leistungsverlust in Beruf oder Schule. Auch ein vermehrter Alkohol- oder Drogenkonsum oder impulsives oder aggressives Verhalten gehören in die Liste der möglichen Beschwerden bei der Anpassungsstörung.
Subtypen der Anpassungsstörung
Die Symptomatik kann sich je nach Person und Situation stark unterscheiden. Manche Menschen entwickeln vorrangig depressive Symptome, andere zeigen eher Angstreaktionen oder Verhaltensauffälligkeiten.
In einigen Klassifikationen werden Anpassungsstörungen nochmal nach den führenden Symptomen in Untergruppen (Subtypen) eingeteilt:
- Anpassungsstörung mit vorwiegend depressiver Stimmung: Symptome wie Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Freudlosigkeit stehen im Vordergrund.
- Anpassungsstörung mit Angst: Hier bestimmen die Grübelneigung, Sorgen, Nervosität und Angstzustände das Bild.
- Anpassungsstörung mit gemischter Angst und depressiver Stimmung: Eine kombiniert depressive und ängstliche Symptome.
- Anpassungsstörung mit Störung anderer Emotionen: Hier können Gefühle von Enttäuschung, Wut oder Scham besonders auffällig sein.
- Anpassungsstörung mit Verhaltensstörung: Die Betroffenen sind reizbar, impulsiv, aggressives und zeigen oppositionelles oder sozial störendes Verhalten.
- Anpassungsstörung mit gemischter Störung von Gefühlen und Verhalten: Kombination von emotionalen und Verhaltenssymptomen.

Die Diagnose einer Anpassungsstörung erfordert ausführliche Anamnese in einem Gespräch mit den Betroffenen und eine sorgfältige klinische Einschätzung. Mithilfe von standardisierte Fragebögen, Beobachtung des Verhaltens und Einbeziehung von Angehörigen oder Bezugspersonen erfasst der/die Untersucher:in, ob es sich um eine Anpassungsstörung handelt.
In der Untersuchung wird geprüft, ob ein belastendes Ereignis vorliegt, da die auftretenden Symptome dann als direkte Reaktion darauf zu werten sind. Dabei sollte ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Ereignis und dem Beginn der Symptome erkennbar sein – in der Regel innerhalb von drei Monaten. Die Reaktion der Betroffenen fällt dabei deutlich stärker aus, als es unter normalen Umständen zu erwarten wäre. Zudem zeigen sich erhebliche Beeinträchtigungen in einem oder mehreren Lebensbereichen. Wichtig ist außerdem, andere psychische Störungen, wie etwa eine depressive Episode, eine posttraumatische Belastungsstörung oder eine Angststörung, als Ursache auszuschließen.
Eine Anpassungsstörung kann sich nach einiger Zeit von alleine bessern, oft ist jedoch professionelle Unterstützung nötig, um die psychische Balance wiederzufinden.
Therapieansätze für Anpassungsstörungen
Mithilfe von Psychotherapie lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Empfohlen werden die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), interpersonelle Therapie (IPT), psychodynamische Therapie oder systemische Therapie.
Auch eine Medikamentöse Behandlung kann zeitweise helfen starke Symptome zu mildern und wird meist zusätzlich zu der Psychotherapie für kurze Zeit eingesetzt. Hier kommen Antidepressiva bei ausgeprägter depressiver Symptomatik und Anxiolytika bei ausgeprägten Ängsten zum Einsatz.
Neben den psychotherapeutischen Interventionen und Medikamenten sind Entspannungsverfahren, wie Progressive Muskelrelaxation, Achtsamkeitstraining, Yoga hilfreich. Auch der Besuch von Selbsthilfegruppen und Psychoedukation mit Vermittlung von Wissen über Stressbewältigung und Emotionsregulation können die Heilung fördern.
Anpassungsstörungen sind heilbar und haben eine gute Prognose. Die meisten Betroffenen erholen sich innerhalb von sechs Monaten nach dem Ende des belastenden. Eine unbehandelte Anpassungsstörung kann aber ich seltenen Fällen chronisch werden und in eine andere psychische Störung übergehen, wie z. B. in eine Depression oder eine Angststörung.
Besonderes schwierige Voraussetzungen bestehen, wenn die auslösenden Faktoren länger bestehen und die Betroffenen weiter unter dem Stress stehen. Aber auch fehlende soziale Unterstützung, Einsamkeit oder bereits bestehende psychische Probleme, können den Heilungsverlauf der Anpassungsstörung belasten und behindern. Es ist demnach wichtig, eine Anpassungsstörung und die Auslöser rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Es gibt Voraussetzungen, die Betroffene in einer Krise schützen können und die Bewältigung von emotionalem Stress leichter machen: Eine gesunde Resilienz durch Selbstfürsorge, Achtsamkeit und eine positive Selbstwahrnehmung schützt vor Stress. Ein tragendes soziales Netzwerk ist ebenfalls eine wichtige Schutzfunktion in emotional stressigen Zeiten. Wer gelernt hat eine gute Problemlösefähigkeit und Flexibilität in neuen Situationen einzusetzen, ist in Krisenzeiten ebenfalls im Vorteil. Und natürlich ist eine gesunde Lebensweise mit gutem Schlaf, gesunde Ernährung und moderater Bewegung wichtige für unsere Psyche.

Anpassungsstörungen werden bei ca. 30 % der Patient:innen diagnostiziert, die sich in psychischer Behandlung begeben. Vermutlich ist die Zahl der Betroffenen in der Bevölkerung viel höher, doch viele gehen nicht in Behandlung, da Ihnen die Diagnose nicht bekannt ist. Dementsprechend handelt es sich um eine häufige psychische Reaktion auf belastende Lebensereignisse.
Obwohl sie in der Bevölkerung meist als "leichte" Störung wahrgenommen werden, können sie das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Daher sind eine frühzeitige Diagnose, eine psychotherapeutische Unterstützung und eine unterstützende soziale Stabilisierung sehr Ausschlag gebend für eine erfolgreiche Heilung.
Anpassungsstörungen können durch belastende Lebensereignisse entstehen und das emotionale Gleichgewicht erheblich beeinträchtigen. Wenn Sorgen, Antriebslosigkeit oder innere Unruhe anhalten, ist das kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Moment, in dem professionelle Hilfe den entscheidenden Unterschied machen kann.
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