Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober: Wann wird Angst zur Krankheit?

• Asklepios-Experten informieren über Angststörungen

Dr.med.Ulf Künstler Stellv. Ärztlicher Direktor
Dr. Ulf Künstler, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie im Asklepios Westklinikum Hamburg

Das Gefühl der Angst kennt jeder Mensch. Sie ist eine ebenso normale wie sinnvolle Reaktion von Seele und Körper auf drohende Gefahr und sichert unser Überleben. Angst könne aber auch zu einer seelischen Erkrankung werden, die das Leben der Betroffenen beherrsche, erklärt Dr. Ulf Künstler, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie im Asklepios Westklinikum Hamburg. Angststörungen gelten als häufigste psychische Erkrankung, jeder fünfte Mensch leidet irgendwann in seinem Leben einmal daran. „Wir sprechen von einer Angsterkrankung, wenn Ängste übermäßig und von real gefährlichen Situationen entkoppelt auftreten“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. Daniel Schöttle, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie im Asklepios Klinikum Harburg. „Der hieraus entstehende Leidensdruck markiert die Grenze zum Gesunden.“ 

In der Psychiatrie werden verschiedene Gruppen von Angststörungen unterschieden, erklärt Schöttle: „Die erste Gruppe bilden frei flottierende Ängste wie die durch allgemeine Anspannung und sorgenvolle Gedanken im Alltag geprägte generalisierte Angststörung, bei manchen Patientinnen und Patienten stehen Panikattacken, die für die Betroffenen aus heiterem Himmel kommen, im Vordergrund.“ Zur zweiten Gruppe gehörten die sogenannten phobischen Ängste, bei denen konkrete Objekte (z. B. Spinnen, Spritzen, Mäuse) oder Situationen (z. B. enge Räume, Höhe, freie Plätze) unmittelbar eine deutlich über das übliche Maß hinausgehende Angstreaktion auslösen. „Dazu zählt auch die Soziale Phobie, bei der Betroffene Angst davor haben, von anderen Menschen beurteilt zu werden und sich teilweise weitgehend zurückziehen.“ Bei einer Angststörung könne die Konfrontation mit dem Auslöser Panik und ausgeprägte körperliche Stressreaktionen wie Schwitzen, Herzrasen, Unruhe und Fluchtimpulse hervorrufen, so Künstler. Zudem beschäftigten sich viele Betroffene immer und immer wieder mit ihren Ängsten, seien durch das Vermeiden der Auslöser in ihrem Alltag einschränkt und hätten das Bedürfnis, die Angst durch Alkohol oder Drogen zu betäuben.

Da die Übergänge zwischen normaler Angst und Angststörung fließend sein können, sei eine gründliche Untersuchung und Aufklärung nötig, damit Betroffene und Behandelnde den passenden Therapieansatz wählen, betont Schöttle. Dabei gehe es auch darum, die Ursache der Angststörung herauszuarbeiten. „Meist wirken mehrere Faktoren zusammen: In manchen Fällen gibt es ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit oder im späteren Leben, aber auch genetische oder lerntheoretische Faktoren, Lebenskrisen oder chronischer Stress können zu einer Angststörung beitragen.“ Mitunter sei die Angst auch eine Begleiterscheinung einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung. „Angsterkrankungen werden von den Betroffenen als sehr quälend erlebt, sind aber mit psychotherapeutischen Methoden gut behandelbar“, sagt Künstler. „Bei Bedarf unterstützen wir diese Behandlung mit Medikamenten. Das kann zum Beispiel erforderlich sein, wenn neben der Angststörung noch weitere psychische Erkrankungen vorliegen.“ Auch Sozial-, Ergo- und Bewegungstherapie könnten bei der Behandlung hilfreich sein. Meistens werden die verschiedenen Therapieformen kombiniert.

Chefarzt Privatdozent Daniel Schöttle
Priv.-Doz. Dr. Daniel Schöttle, Chefarzt der Psychiatrie und Psychotherapie im Asklepios Klinikum Harburg

Wo finden Betroffene Hilfe?

Wer an einer schweren Angststörung leidet, kann sich Tag und Nacht an eine der Hamburger Asklepios Kliniken wenden und helfen lassen. Wer denkt, er oder sie könnte an einer Angststörung leiden, sollte sich an die hausärztliche Praxis wenden, psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, um gegebenenfalls eine weitere Behandlung in die Wege zu leiten.

Über den Welttag der seelischen Gesundheit

Jedes Jahr am 10. Oktober findet der Welttag für seelische Gesundheit (World Mental Health Day) statt. Der Aktionstag wurde 1992 von der World Federation for Mental Health (WFMH) initiiert. Rund um den 10. Oktober finden alljährlich zahlreiche Veranstaltungen unterschiedlichster Akteure statt. Seit 1995 steht der Welttag für seelische Gesundheit unter einem wechselnden Motto, das die WFMH festlegt. In diesem Jahr lautet es „Zusammen der Angst das Gewicht nehmen”.

Abteilungen für psychische Gesundheit in den Hamburger Asklepios Kliniken

Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie gibt es in den Hamburger Asklepios Kliniken Nord – Ochsenzoll und Wandsbek sowie im Asklepios Klinikum Harburg und im Asklepios Westklinikum Hamburg (Rissen). Zudem gibt es im Asklepios Westklinikum Hamburg auch eine Abteilung für Psychosomatische Medizin, zu der auch die Tagesklinik Ulmenhof in Winterhude zählt. Hilfe bei psychischen Problemen gibt es zudem über die Asklepios Online-Klinik: https://onlineklinik.asklepios.com/


Video-Interviews der Asklepios-Experten zum Thema Angststörungen

Podcast „Was heißt hier gestört: Angst“ mit Dr. Goetz Broszeit
https://www.youtube.com/watch?v=ogiTb9k9fIc

„Was ist eine Panik-Attacke?“ mit Priv.-Doz. Dr. Daniel Schöttle
https://www.youtube.com/watch?v=2hk60MuZOwQ

Sprechen Sie uns an

Konzernbereich Unternehmenskommunikation & Marketing

Konzernbereich Unternehmenskommunikation & Marketing

Pressestelle

24-Stunden Rufbereitschaft für Medienvertreter

24-Stunden Rufbereitschaft für Medienvertreter

Konzernbereich Unternehmenskommunikation & Marketing

Seite teilen: