Vergesslich oder dement?

Jedes Jahr im September findet der Welt-Alzheimertag statt. Dr. Dr. Ullrich Kuipers, Chefarzt der Rehaklinik Bad Oldesloe, gibt Tipps zum Umgang mit der Vergesslichkeit.

Chefarzt der Geriatrie Dr. Dr. ulrich Kuipers
Dr. Dr. Ullrich Kuipers, Chefarzt Rehaklinik Bad Oldesloe

Seit 1994 finden während der Alzheimer-Woche im September vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen.

Dr. Dr. Ulrich Kuipers, Chefarzt der Rehaklinik Bad Oldesloe, erklärt, wann eine Vergesslichkeit krankhaft ist und wann ein Arztbesuch sinnvoll ist.
Der Klassiker: Opa sucht seine Brille und hat vergessen, dass er sie auf dem Kopf trägt: Ist das noch die bekannte Vergesslichkeit oder schon ein Anzeichen für eine Demenz?

Dr. Dr. Ulrich Kuipers, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in der Rehaklinik Bad Oldesloe erklärt: "Es ist normal, dass man im Alter vergesslicher wird. Vor allem, was unwichtige Details und Informationen angeht. Wenn aber eine ausgeprägte Vergesslichkeit mit Beeinträchtigung des Alltagslebens, Orientierungsproblemen in vertrauter Umgebung oder Verhaltensauffälligkeiten hinzukommen, sind das keine normalen Altersphänomene, sondern Anlass zu einem Arztbesuch. Fachleute klären dann, ob die geistige Leistungskraft des Patienten seinem Alter entspricht oder ob die Vergesslichkeit auf eine Demenz hindeutet."

In Schleswig-Holstein leben über 66.000 Menschen mit einer Demenz. Pro Jahr erkranken in ganz Deutschland zirka 300.000 Menschen neu an einer Demenz. Früherkennung spielt eine entscheidende Rolle.
"Alzheimer ist ein schleichender Prozess. Wir können die Krankheit nicht heilen, aber wir können sie begleiten", sagt Kuipers. "Die Früherkennung und Abklärung von Demenzen ist essentiell, da 10 bis 15 Prozent auch behandelbar und reversibel sein können. Es können gezielte Maßnahmen ergriffen werden können, um Gehirnschäden und Kognitionsverlust entgegenzuwirken. Wichtig bei der Diagnoseerstellung sind die Erhebung der Krankheitsgeschichte sowie genaue körperliche, neurologische, psychiatrische, neuropsychologische, laborchemische Untersuchungen und bildgebende Verfahren."

Bislang gibt es trotz intensiver Forschung kein Medikament, das den Verlust der Nervenzellen im Gehirn aufhalten kann. Trotzdem kann der Funktionsverlust durch eine medikamentöse Therapie verzögert und die Symptome gelindert werden. Außerdem hilft eine gesunde Lebensweise, um der Erkrankung vorzubeugen. 
"Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bestimmte Faktoren das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, reduzieren", so Kuipers. So helfe zum Beispiel eine gesunde Ernährung mit vitaminreicher Kost. Zusätzlich halte regelmäßige Bewegung nicht nur den Körper, sondern auch den Geist in Form.
"Halten Sie soziale Kontakte", rät Kuipers. "Sie halten den Kopf rege und steigern die Lebenserwartung. Außerdem sollte man Bluthochdruck, starkes Übergewicht und Diabetes vermeiden, behandeln und kontrollieren, da diese Erkrankungen in Zusammenhang mit einer späteren Demenzerkrankung stehen."

 

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