Harnsteine

Harnsteine sind kristalline Strukturen unterschiedlicher Größe in den ableitenden Harnwegen. Sie entstehen unter bestimmten Voraussetzungen durch Ausfällung von Salzen im Urin, die unter normalen Umständen in löslicher Form vorkommen. Sie können den Urintransport von der Niere zur Harnblase beeinträchtigen und dadurch unterschiedliche Beschwerden (z.B. Koliken, Harnwegsinfektionen usw.) hervorrufen.

Ursachen

Die Häufigkeit der Harnsteinerkrankungen nimmt in den westlich geprägten Industrienationen zu. Die Anzahl der Neuerkrankungen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verdreifacht. Ca. 1,2 Millionen Patienten müssen jährlich wegen eines Harnsteinleidens behandelt werden.

Ursachen

  • Überernährung (bestimmter tierischer Eiweiße) und Übergewicht
  • geringe Flüssigkeitszufuhr und großer Flüssigkeitsverlust (Schweiß, Durchfall)
  • angeborene und erworbene Veränderung der Harnwege (Nierenbecken- und Harnleiterengen)
  • Harnwegsentzündungen
  • geographische und klimatische Faktoren
  • genetische Faktoren
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Knochenabbau im Rahmen von maligner Erkrankungen o. Osteoporose
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

Harnsteinarten

  • Kalziumoxalatsteine (z.B. Wewellit/ Weddelit) - 70 % der Harnsteine
  • Kalziumphosphatsteine (z.B. Apatit/ Brushit) - 10 % der Harnsteine
  • Nagnesiumammonimumphosphatsteine (z.B. Struvit) - 5 % der Harnsteine
  • Harnsäure und Urate - 15 % der Harnsteine
  • Zystin - 1% der Harnsteine

Die meisten Steine sind Mischssteine und bestehen aus zwei bis fünf Komponenten.

Symptome

Die Beschwerden sind häufig  abhängig von der Größe und Lage des Steines. Steine im Nierengewebe bzw. in den Kelchen machen keine Schmerzen. Gelegentlich treten zeihende Rückenschmerzen auf.

Bewegen sich die Steine in den Harnleitern, können auch Koliken auftreten. Das ist ein wellenförmiger, heftiger krampfartiger Schmerz, dessen Lokalisation und Ausstrahlung von der Lage des Steines abhängt. Auch kleine Steine können heftige Koliken auslösen. Reflektorisch treten häufig Übelkeit und Erbrechen auf. Die Zeitintervalle der Koliken können von wenigen Minuten bis zu Stunden variieren.

Jede Kolik, wenn auch nur kurz, sollte einem Arzt vorgestellt werden.

Der erste Schritt: Die richtige Diagnostik

Anamnese

Erhebung der Krankengeschichte und körperliche Untersuchung:

  • von Interesse sind bestehende Harnsteinleiden oder adäquate Erkrankungen der Familie
  • rezidivierende Harnwegsinfektionen
  • Trink- und Essgewohnheiten

Ultraschalluntersuchung

  • Beurteilung der NIerenform, Lage und Größe
  • Steine in den Nierenkelchen und im Nierenbecken können sicher lokalisiert werden
  • eine Harnstauung durch einen blockierenden Harnleiterstein kann genau erkannt werden

 

Blutuntersuchung und Urinuntersuchung

  • Kontrolle der Harnschlacke- und Entzündungswerte
  • Kontrolle einzelner Stoffwechselparameter, die eine grobe Einschätzung der Stoffwechselsituation möglich machen
  • Urinkontrolle auf rote Blutkörperchen, auf Bakterien und Urin-pH-Wertes

Computertomographie der ableitenden Harnwege

  • Möglichkeit der genauen Lokalisation und der Größenbestimung vorhandener Steine
  • Beurteilung der Harnabflussverhältnisse möglich
  • Dichtebestimmung des Steines geben einen ersten Hinweis auf die Steinzusammensetzung
  • Beurteilung anderer Bauchorgane mit Differenzierung anderer Krankheitsursachen

Ganz auf Sie abgestimmt: Unser Behandlungsangebot

Mit Hilfe von krampflösenden Schmerzmedikamenten über eine Infusion können die akuten Schmerzen kurzfristig gelindert werden.

Gemeinsam mit dem Patienten wird je nach Lage und Größe des vorliegenden Steines individuell über das weitere Vorgehen entschieden.

Liegt eine Harntransportstörung vor, sollte kurzfristig eine Entlastung des Nierenbeckenkelkchsystems durch ein inneres Drainagensystem (Doppel-J-Katheter) erfolgen. In seltenen Fällen ist eine Ableitung durch einen Katheter nach außer notwendig (perkutane Nephrostomie).

Therapieoptionen

konservative Therapie

  • Abwarten auf spontanen Steinabgang
  • schmerzlindernde und krampflösende Medikation
  • Gabe von speziellen Medikamenten zur Entspannung der glatten Muskulatur der Harnwege
  • reichliche, kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr und körperliche Bewegung
  • regelmäßige Kontrollen durch einen ambulanten Facharzt
  • nach spontanen Steinabgang sollte Steinanalyse erfolgen

operative Therapie

Harnleiterspiegelung mit Steinentfernung (Ureterorenoskopie)

  • Behandlung von Steinen in allen Anteilen des Ureter und im Nierenbeckenkalchsystem, bis max. 10 - 15 mm
  • Spiegelung des Harnleiters und des Nierenbeckenkalchsystems mit einem Endoskop, ausgehend von einer Blasenspiegelung
  • der Eingriff erfolgt in einer Form der Narkose
  • mit Zusatzinstrumenten kann ein Stein im Harnleiter zertrümmert und entfernt werden, z.B.  Holium-Laser, Dormiakörpchen
  • anschließende Harnleiterschienung sichert den Urinabfluss nach dem eingriff (Doppel-J-Katheter)

Harnsteinentfernung durch Punktion von außen (perkutane Nephrolitholapaxie)

  • Behandlung von Steinen im Nierenbeckenkelchsystem mit einer Größe von mehr als 12 cm
  • Punktion der steintragenden Niere mit Hilfe des Ultraschalls und eines Röntgensystems
  • Aufdehnung des Punktionskanals und Einbringen eines Optiksystems (Nephroskop)
  • Möglichkeit der Steinzertrümmerung durch ein Holmium-Lasersystem oder pneumatisch (Lithoklast)
  • zusätzliche Behandlung von Engstellungen im Bereich der Kelche bzw. Harnleiterabgang durch Schlitzung bzw. Dehnung
  • Anwendung schonender Verfahren durch moderne Endoskope (Mini-pNL)
  • kurzfristig gute Steinfreiheit erreichbar

Harnsteinbehandlung durch Schalwellen von außen (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie)

  • Zertrümmerung der Steine durch eine Stoßwelle in unterschiedlich große Fragmente
  • Lokalisation des Steines über Ultraschall oder Röntgensystem
  • Mehrfachbehandlung zur vollständigen Zertrümmerung eines Steines aufgrund des schonenden Verfahrens bereits kurzfristig möglich
  • Steinfragmente müssen anschließend spontan abgangsfähig sein
  • Begleitung mit intravenöser Gabe von Schmerzmitteln
  • begleitende Infusionsbehandlung zur Förderung des Steinabganges

Weiterhin gut versorgt: Ihre Weiterbehandlung/ Nachsorge

Die Nachsorge und Kontrolluntersuchungen erfolgen beim niedergelassenen Urologen. In Abhängigkeit vom Ergebnis der Steinanalyse sollten Sie mit Ihrem Arzt über vorbeugende Maßnahmen sprechen. Dazu ist eine weiterführende Diagnostik mit der Bestimmung von Blutwerten und mehrfachen Samelurinuntersuchungen notwendig.

Allgemeine Empfehlungen bei Harnsteinbildung

  • reichliche Flüssigkeitszufuhr (mind. zwei Liter Urin sollten am Tag gebildet werden)
  • größere Flüssigkeitsverluste vermeiden bzw. ausgleichen
  • ausgewogene Ernährung und körperliche Betätigung
  • bei kalkreichen Steinen sollten Milch und Milchprodukte reduziert werden
  • bei Oxalatsteinen sollte Kakao, Soinat, Rote Bete, Rhabarber und schwarzer Tee gemieden werden
  • bei Harnsäuresteinen sollte man wenig Fleisch, Innereien, Kaffee und Alkohol zu sich nehmen

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