Unsere Behandlungsphilosophie

Das Behandlungsangebot unserer Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie richtet sich an Kinder- und Jugendliche mit emotionalen Problemen, Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen und psychosomatischen Störungen und ihre Familien oder Bezugspersonen.

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Chefärztinnen-Tandem: Dr. Sabine Ott-Jacobs (links) und Dr. Meike Gresch

Die Gesundheit, das Wohlbefinden und Entwicklungspotenzial, aber auch die Sicherheit der betroffenen Kinder und Jugendlichen stehen im Vordergrund unseres Bemühens.

Im Rahmen einer umfassenden und leitliniengetreuen kinder- und jugendpsychiatrischen Diagnostik und Behandlung, in deren Zentrum das Kind oder Jugendliche, aber auch seine Familie stehen, möchten wir gemeinsam mit den Familien in der therapeutischen Arbeit und in der Zusammenarbeit mit unserem multimodalen Team ein gemeinsames Verständnis für

  • Belastungen,
  • psychische Probleme und
  • Erkrankungen erarbeiten.

Eine individuelle Sichtweise auf das jeweilige Kind bzw. den jeweiligen Jugendlichen und seine Eltern ist uns dabei besonders wichtig. Hierbei ist es uns wichtig, auch den sozialen und kulturellen Hintergrund einer Familie zu beachten. Ein respektvoller Umgang miteinander ist uns hierbei besonders wichtig und wir möchten durch einen offenen Umgang eine vertrauensvolle, an realistischen Zielen und Lösungen orientierte Zusammenarbeit mit den Sorgeberechtigten, Einweisern und dem übrigen Umfeld der Patienten, wie z.B. Kindergärten, Schule oder anderen unterstützenden Systemen erreichen. Wenn erforderlich, erfolgt die Behandlung in Abstimmung und Kooperation mit anderen Fachstellen.

Unser Behandlungskonzept stützt sich auf anerkannte Vorgehensweisen und das heute verfügbare Wissen. Es berücksichtigt die Leitlinien der deutschen (und amerikanischen) Fachgesellschaft bzw. der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften und wird entsprechend dem wissenschaftlichen Fortschritt und den vorhandenen fachlichen Ressourcen regelmäßig weiterentwickelt.

Der "psychotherapeutische Raum"

Wir bemühen uns, im Klinikum eine entspannte und geschützte Atmosphäre zu schaffen, welche die Entstehung eines "psychotherapeutischen Raumes" begünstigt. Damit ist unter anderem das Bemühen der Mitarbeiter gemeint, sich gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen und seinen Bezugspersonen eine gemeinsame Theorie über das Innenleben der Patienten zu erarbeiten. Allen Äußerungen seitens der Patienten und Angehörigen wird offen und unvoreingenommene begegnet. Krankheitssymptome und Verhaltensweisen können eine - oft unbewusste - Ausdrucksfunktion haben. Unser Tun bezweckt, die Bewusstheit, Selbständigkeit, Entscheidungsfreiheit und Anpassungsfähigkeit bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen zu erweitern.

Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen versuchen wir, die Bedeutung und Folgen von psychischen Störungen herauszuarbeiten. Gemeinsam mit den Familien wägen wir gegebenenfalls sinnvollen Unterstützungsmöglichkeiten ab und helfen, bei Konflikten und/oder schwierigen Lebenslagen Lösungen zu finden und tragbare Perspektiven zu schaffen. Unabdingbare Voraussetzungen eines solchen "psychotherapeutischen Raumes" sind ein klares Konzept und eine stabile, psychotherapeutischen Prozessen dienliche Organisationsstruktur des Klinikalltags. Sie schützt vor möglichen Unsicherheiten, möglicher Grenzüberschreitung oder Überforderung und Unberechenbarkeit.

Das Bemühen um die Entstehung eines "psychotherapeutischen Raumes" besagt allerdings nicht, dass eine spezifische Psychotherapie für jeden Patienten im Vordergrund unserer Aktivitäten stehen muss. Dies können genauso gut andere Maßnahmen sein, wie

  • Schutz,
  • Stabilisierung,
  • vertiefte Diagnostik,
  • sozialpsychiatrische Aktivitäten oder
  • die Überprüfung, ob ggf. auch eine medikamentöse Unterstützung unter klinischen Bedingungen hilfreich sein kann.

Die Beziehungsarbeit

Der Aufbau und die Erhaltung von hilfreichen und tragfähigen Beziehungen besitzen im Rahmen von kinder- und jugendpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Behandlungen einen zentralen Stellenwert.

Bei der Betrachtung psychiatrisch-bedingter Beeinträchtigungen verdient die biographische und soziale Perspektive eine besondere Aufmerksamkeit. Wir versuchen, die in aller Regel multifaktoriell bedingte Entstehung von störenden psychischen, psychosomatischen und sozialen Symptomen gemeinsam mit den Familien zu verstehen. Gleichzeitig bemühen wir uns, sie zu lindern und gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch mit ihren Sorgeberechtigten konstruktive Problemlösungsstrategien zu suchen, die eine stabile Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ermöglichen.

Behandlungsziele festlegen

Die Behandlungsziele werden stets realistisch definiert und berücksichtigen das Potenzial sowie die Interessen der Patienten und ihrer Angehörigen. Die therapeutische Erfahrung betrachten wir als einen Prozess, in dem sich neue Perspektiven in der Wahrnehmung, dem Empfinden und Verstehen der eigenen Person aber auch im gemeinsamen Kontakt zu anderen, ebenso auch Veränderungen im eigenen Verhalten eröffnen können. Gemeinsam mit unserem multimodalen Team, das Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen umfasst, möchten wir Kinder- und Jugendliche und ihre Familen stärken, das eigene Selbstbild fördern und die Möglichkeit, positiv auf die eigene Situation selbst Einfluss nehmen zu können, herausarbeiten. Dabei achten wir darauf, keine uneinlösbaren Illusionen zu erzeugen. Verleugnungen von Belastungen, Leid, Mangel oder Destruktivität werden nicht gestützt. Auch erwecken wir nicht den Eindruck, in jedem Falle erfolgreich wirksam werden zu können.

Stabiles "Arbeitsbündnis" schaffen

Ein Klinikaufenthalt bzw. jeder Therapieprozess bedeutet für die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien neben der angestrebten Entlastung und positiven Veränderung oft auch erhebliche emotionale und andere Belastungen. Um diese auf sich zu nehmen, durchzustehen und vertrauensvoll ansprechen zu können sowie ein angestrebtes, gutes Behandlungsergebnis zu erreichen, ist ein stabiles "Arbeitsbündnis" eine wesentliche Voraussetzung. In manchen Fällen sind auch Veränderungen im sozialen Umfeld unumgänglich, um die Chance auf einen dauerhaften Behandlungserfolg zu wahren. Auch in diesen Fällen beraten wir Kinder und Jugendliche und ihre Bezugspersonen und bahnen mögliche notwendige Veränderungsmöglichkeiten und Unterstützungsmöglichkeiten.

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